Bei strahlendem Sonnenschein und kräftigem Ostwind nahmen am 02.04.2023 Horst Andritzke und Matthias Kraft rund 25 Teilnehmende zu einer vogelkundlichen Wanderung am westlichen Wittensee in Empfang. Die im Rahmen der Landerlebnistage im Naturpark Hüttener Berge stattfindende Wanderung sollte auf einer rund 5 km langen Stecke entlang des Wittensee, der angrenzenden Felder und Wälder Richtung Bünsdorf führen. Neben landschaftlich reizvollen Ausblicken konnten den Beteiligten interessante und spannende Fakten und Geschichten aus der Vogelwelt vermittelt werden.
Nach einer kurzen Begrüßung durch Detlef Kroll (Vorsitzender des Naturpark Hüttener Berge e.V.) stimmte Horst Andritzke die Teilnehmenden auf die gemeinsame Wanderung ein, beginnend mit interessanten Fakten zum Wittensee sowie über das Flora Fauna Habitat „Wittensee und Flächen angrenzende Niederrungen".
Kurz darauf setze sich die Wandergemeinschaft in Bewegung: Die Route führte entlang der ehemaligen Badestelle von Sande weiter zur Fischerei Bening - der erste geplante Stopp der Tour. Die Teilnehmenden erhielten die Gelegenheit, die heimische Vogelwelt durch Spektive zu beobachten - unverzichtbare Werkzeuge in der Vogelkunde. Gut zu beobachten war auch das auf dem See ausgebrachte Brutfloß für die Flussseeschwalben, welches, derzeit noch mit einer Plane bedeckt, in den kommenden Wochen für eine erneute Brutsaison dieser sehr stark gefährdeten Schwalbenart hergerichtet wird. Ein zweites Brutfloß sollte eigentlich tags zuvor installiert werden, doch durchkreuzte der starke Ostwind die Pläne der ehrenamtlichen Helfer des VFUL. Neben dem Brutfloß konnte noch die kleine Brutinsel des Wittensee in Augenschein genommen werden. Diese wurde Anfang des Jahres mit Genehmigung der zuständigen Naturschutzbehörde von der wuchernden Vegetation befreit und bietet nun wieder diversen Wasservögeln eine gute Rast- und Nistmöglichkeit.
Nach ausgiebiger Testung der Spektive machte sich die Wandergemeinschaft in Richtung Bünsdorf auf. Im Gänsemarsch und immer mit einem Auge auf den Verkehr erreichten die Teilnehmenden einen der Höhepunkte der Wanderung: Ein freier Ausblick auf den imposanten Seeadlerhorst am Wittensee und auf dessen Bewohner, welche von den Mitwandernden durch die zur Verfügung gestellten Spektive bei der Brut beobachtet werden konnten - ein ganz besonderer Moment, welcher bei den Teilnehmenden einen bleibenden Eindruck hinterlassen dürfte. Dass der Seeadler wieder in Schleswig-Holstein brütet, ist keine Selbstverständlichkeit, sondern den Bemühungen diverser Interessengruppen und Schutzvereinigungen zu verdanken, darunter auch dem VFUL.
Weiter in Richtung Bünsdorf verlief die Wanderung über den Kirchweg, gesäumt von Feldern und den für Schleswig-Holstein so typischen und artenreichen Knicks sowie einigen kleineren Waldabschnitten. Hin und wieder sammelten sich die Teilnehmenden entlang der Strecke, um bei den beiden Vogelkundlern für weitere spannende Fakten und kurzen Anekdoten zu lauschen.
Das Ziel der Wanderung war die südwestliche Spitze des Wittensee, gut einsehbar über den Wührenredder in Bünsdorf. Hier wurden ein letztes Mal die Spektive zur Beobachtung aufgestellt. Zur allgemeinen Freude zeigten sich neben dem selten gewordenen Kiebitz noch ein Silberreiher sowie zahlreiche Blässgänse, welche in einem großen Schwarm über die Flächen kreisten und sich schlussendlich auf das vor den Teilnehmern liegende Feld für eine Rast niederließen.
Die letzte Station und somit das Ende der gemeinsamen Wanderung war das Feuerwehrgerätehaus im Ortskern von Bünsdorf, wo sich alle für ein letztes Mal für abschließende Worte versammelten.
Der VFUL bedankt sich ganz herzlich für das große Interesse und hofft, die Schönheit und Vielseitigkeit der heimischen Vogelwelt sowie der Landschaft der Hüttener Berge allen ein wenig näher gebracht zu haben - in voller Vorfreude auf die nächste Wanderung im Herbst 2023!
Nachdem in den vergangenen zehn Jahren die Brutflöße auf dem Wittensee durch die Flussseeschwalben sehr gut zur Aufzucht ihrer Jungen angenommen wurden, bot sich für den VFUL nun die Gelegenheit ein Brutfloß auf dem nahegelegenen Bistensee zu installieren.
Mit tatkräftiger Unterstützung des Naturpark Hüttener Berge e.V., der vor Ort aktiven Landwirte sowie der Zustimmung des Seebesitzers Torsten Jarck wurde das Brutfloß am Ufer des Bistensees montiert und mit Kies als Nistuntergrund befüllt. Schutzhauben gegen Greifvogelangriffe aus der Luft, Hilfstreppen für die Küken, um wieder auf das Floß zu gelangen sowie ein paar dekorative Muscheln runden das Ergebnis einer möglichst attraktiven Brutmöglichkeit ab.
Anschließend wurde das Floß zu einer geeigneten Stelle des Sees geschleppt. Bis hier der passende Ankergrund gefunden wurde, bedurfte es jedoch ein paar Anläufe, da die beiden Anker des Brutfloßes einen sicheren Halt im Seegrund benötigen. Gleichzeitig darf das Floß nicht zu nahe am Uferbereich oder in der Nähe von Bäumen stehen, da ansonsten die Gefahr für die Jungvögel besteht Prädatoren wie dem Habicht zum Opfer fallen.
Ob und wie das Brutfloß durch die Flussseeschwalben angenommen wird, werden die mit Spannung erwarteten Brutbestandskontrollen in den kommenden Monaten zeigen.
Artensteckbrief "Flussseeschwalbe" Flussseeschwalben sind Verwandte der Möwen. Vielen Möwenarten ähneln sie farblich mit ihrer hellgrauen Ober- und weiß oder grau überflogener Unterseite. Charakteristisch sind ein roter Schnabel mit dunkler Spitze und ein tief gegabelter Schwanz. Mit ihrem grazilen fast federnd anmutendem Flug und dem Gabelschwanz ähneln sie äußerlich manchen Schwalben, sind mit diesen stammesgeschichtlich aber nicht verwandt. Flussseeschwalben ernähren sich überwiegend von kleinen bis 10 cm langen Fischen, die sie stoßtauchend in bis zu 30 cm Wassertiefe erbeuten. Die Art nistet in Kolonien, deren Standorte sich in offenem, übersichtlichem Gelände in Wassernähe, gern an Grasbüscheln oder an anderen auffälligen Vertikalstrukturen, befinden. In der zweiten Aprilhälfte treffen die ersten Rückkehrer aus dem Winterquartier bei uns ein und beginnen Mitte Mai mit der Brut. Erstbrüter sind meist drei- oder vierjährig. Nach rund 23 Bruttagen schlüpfen zwei bis drei Küken, die nach weiteren etwa 24 Tagen flugfähig sind. Die Kolonien der Flussseeschwalbe sind zahlreichen Gefahren ausgesetzt. Die größten Verluste erleiden die Küken in ihren ersten Lebenstagen bei mehrtägiger nasskalter Witterung durch Nahrungsmangel und Unterkühlung. An Binnengewässern führt Frühsommerhochwasser nicht selten zum Totalverlust der Brut. Eine erhebliche Gefahr kann auch von Fressfeinden wie Wanderratten und Krähen ausgehen. Flussseeschwalben verlassen ihre traditionellen Koloniestandorte, sobald die Vegetation durch natürliche Sukzession zu dicht wird. So sind sie oft gezwungen, sich neue Brutplätze auf Kies- oder Schotterbänken an Fließgewässern und auf Inseln in Standgewässern zu suchen. Solche Standorte sind durch menschliche Eingriffe in unsere Landschaft rar geworden. Dies alles in Verbindung mit Störungen durch den Menschen hat dazu geführt, dass die Flusseeschwalbe bei uns zu den bedrohten Arten zählt. Ende Juli bis in die zweite Oktoberhälfte, überwiegend aber in der zweiten Augusthälfte, verlassen uns die Flussseeschwalben. Sie verbringen den Winter an der westafrikanischen Küste, aber auch weiter südlich bis Namibia. |
Seit nunmehr zehn Jahren lenkt der dem VFUL stets verbundene Naturparkverein Hüttener Berge e. V. die Geschicke zwischen Naturschutz und sanftem Tourismus in unserer Region. Gegründet wurde das Bündnis im Jahr 2009, als die Unterstützung aus der öffentlichen Hand drohte zu versiegen. Seit dem Jahr 2011 besitzt der Verein die Trägerschaft für den gleichnamigen Naturpark. Am 30. Juni 2019 wurde das Jubiläum mit einem großen Fest gefeiert. Als enger Partner durfte der VFUL sich und seine Aktivitäten im Rahmen des Jubiläums vorstellen. Eine Stellwand mit Informationen und eine Eisvogelnisthilfe wurden von den Besuchern begutachtet. Außerdem boten wir die Möglichkeit des Nistkastenbaus für Kinder an.
Am Dienstag, den 16. Juli 2019 wurde der offizielle Startschuss für das Projekt "Fledermaus-Winterquartier Hasenbargbunker" in Groß Wittensee/Kirchhorst gegeben. In Kooperation zwischen dem VFUL und dem Naturparkverein Hüttener Berge ist hier mithilfe des MELUND das erste Artenschutzprojekt unter Regie der Naturparkförderung initiiert worden. Zahlreiche Vertreter der beiden Vereine, sowie der Unteren Naturschutzbehörde und dem Umweltministerium machten sich vor Ort ein Bild von der nun abgeschlossenen Baumaßnahme. Alle Beteiligten warten nun auf den Herbst und sind gespannt, welche Fledermausarten das Angebot annehmen.
Die Brutsaison vieler heimischer Vögel hat bereits begonnen und auch die Flussseeschwalben wurden von den Ornithologen in etwa zwei Wochen wieder am Wittensee erwartet. Höchste Zeit also für die ehrenamtlichen Naturschützer des Vereins zur Förderung des Umweltschutzes und der Landschaftspflege im Raume des Naturpark Hüttener Berge e.V. (VFUL), die überlebenswichtigen Brutflöße als schwimmende Nisthilfen wieder auf dem See zu installieren. Sie dienen als Ersatz für die zur Aufzuchtphase der Küken in der Vergangenheit oftmals überschwemmte Sandbank vor Sande und wurden von den in Afrika überwinternden Langstreckenziehern sofort als Alternative angenommen. Rund 200 Jungvögel hat Horst Andritzke, Betreuer im FFH-Gebiet Wittensee und Initiator der Brutfloß-Erfolgsgeschichte, im vergangenen Sommer gezählt. „Wir hoffen natürlich in diesem Jahr auf ähnlich gute Zahlen“, wünscht sich Andritzke eine gute Heimkehr möglichst vieler Seeschwalben-Paare. Damit die Vögel im Mai auch ihren vor Hochwasser geschützten Brutplatz vorfinden, legten sich Naturschutzes wie jedes Frühjahr ordentlich ins Zeug. Im kalten Wasser des Wittensees wurden die einzelnen Elemente der Flöße unter Einsatz von Wathose und Gummistiefel verschraubt. „Die Schutzhauben dienen den Küken später als Unterschlupf bei Angriffen von der Silbermöwe“, sagt Horst Andritzke und platzierte kleine Dächer auf den mit Sand und Muscheln hergerichteten Nisthilfen. Mit Unterstützung von Senior-Fischer Heinz Bening verankerten Horst Andritzke und seine Helfer die beiden Flöße schließlich vor der Insel in Sande. Der Vorsitzende des VFUL, Hans Ulrich, lobte das Engagement seiner Mitglieder: „Das ist mittlerweile eine eingeschworene Truppe“. Gemeinsam hoffen nun alle Beteiligten auf eine erfolgreiche Brutsaison bei den Flussseeschwalben am Wittensee.